Manchmal ist ein Rückzug nötig…

Gerade noch bin ich zwischen den verschiedenen Yogastudios, meinem Bürojob in Glattbrugg und meinem Zuhause hin und her gependelt. Hab mich mit Freunden verabredet, die neusten Pop-Up Restaurants ausprobiert und mit Dani die nächsten Weekend-Trips und Ferien geplant.

Und plötzlich steht alles still. Zu Hause bleiben ist angesagt, den “physischen” Kontakt zu den Liebsten vermeiden. Nicht mal mein Mami soll ich besuchen.

Am Anfang der Schock, dann fand ich’s irgendwie wunderbar entspannend so zu Hause sein, irgendwann fällt einem dann doch fast die Decke auf den Kopf und dann hat man sich auch fast schon dran gewöhnt. Oder wie ist das bei dir?

Mein Teilzeit Job den ich in Glattbrugg habe, wurde ins Homeoffice verlegt wir sind auf Kurzarbeit. Meine Yogaklassen sozusagen auch. Alle anderen Termine sind gestrichen. Auf einmal hab ich viel mehr Zeit.
Zeit zum entspannen, erholen und Zeit um all die Sachen zu machen für die ich sonst nie Zeit habe.

  • Kochen und Backen
    Früher hab ich gerne gekocht, aber irgendwann fehlte mir einfach die Zeit und so auch die Geduld dafür. Dani kocht sowieso besser, also koche ich nur zur Not mal Pasta-Pesto oder backe meine Lieblings-Cookies, einfach etwas das schnell geht. Zum Geburtstag im Februar hat mir meine Schwester das “Deliciously ella - The Plant-Based Cookbook” geschenkt. Seit wir zu Hause bleiben müssen habe ich praktisch jeden Tag etwas daraus gezaubert. Man kann wirklich zaubern sagen, denn Dani hat den Kochlöffel nun wieder an mich übergeben und meinte: Kaum zu glauben, nach 5,5 Jahren kann sie plötzlich kochen! Er sucht jetzt noch nach den Bestätigungen des Delivery-Service! Mein bisher liebstes Rezept draus ist das Linsen-Blumenkohl-Dal.

  • Podcasts und Bücher
    Auch um mir Podcasts anzuhören hab ich sonst weder die Zeit noch die Geduld. Ich geniesse es nun, während dem ich vielleicht grad was putze mir den Podcast meiner Yogalehrer “Wisdom of the Sages” anzuhören. Ihre Stimmen zu hören erhellt nicht nur mein Gemüt, die Yoga Philosophie über die sie auf sehr greifbare Art sprechen, lehrt mich täglich.
    In jedem yoga Teacher Training gibt’s ja die Pflichtlektüren, Bücher die man als Vorbereitung lesen soll. Für mein letztes Yoga Teacher Training musste ich das Buch “Journey Home” von Radhanath Swami lesen. Unglaublich toll und inspirierend fand ich es. Das Teacher Training fand dann auch in Indien, in seinem Ashram statt. Dort hab ich Radhanath Swami persönlich getroffen. Wer sich für Bhakti Yoga interessiert, oder einfach für eine Autobiographie eines Swamis, dem kann ich das Buch sehr ans Herz legen. Sein zweites Buch “Journey Within” kann ich jetzt in den nächsten tagen und Wochen in Angriff nehmen.

    Weitere Yoga-Bücher die ich im Zuge meiner Ausbildungen gelesen habe und sehr empfehlen kann:
    Radical Acceptance von Tara Brach
    Anatomy of the Spirit von Caroline Myss
    The Secret Power of Yoga von Naschala Joy Devi.

  • Yoga
    Ist ja nicht so, dass ich das sonst zu wenig Yoga praktizieren würde. Aber meine Online-Live-Klassen schenken mir in dieser Zeit zu Hause unglaublich viel Energie und Freude. Ich liebe sie zu unterrichten und die Interaktionen sowie Feedbacks in Messageform die ich anschliessend von euch bekomme erwärmen mein Herz. Ich fühle mich trotz Distanz total Verbunden, dank Yoga, dank euch. Zudem praktizieren viele mit, die vorher noch gar kein Yoga gemacht haben. Wie zum Beispiel meine Familie oder Bekannte von euch. Das freut mich enorm, dass in dieser Zeit viele Menschen zu Yoga finden.

Nun hoffe ich, dass du gesund bist und es weiterhin bleibst und diese Zeit des Rückzuges auch dir etwas wertvolles bringen kann. Manchmal denkt man, es ist stark an etwas festzuhalten und wünscht sich die Zeit zurück als alles noch “in Ordnung” war. Oft ist es aber das loslassen, dass wahre Stärke braucht. Loslassen des Alten, wie wir es kannten, mit Zuversicht und Vertrauen ins Neue.

Zum Abschluss möchte ich noch einen wie ich finde sehr inspirierenden, wunderschönen “Perspektiven-Wechsel-Beitrag” mit dir teilen. Vielleicht hast du diesen Text auch schon auf Facebook gesehen oder so gesehen....

Es könnte sein, dass sich Menschen in ihren Häusern und Wohnungen eingesperrt fühlen...

  • Es kann aber auch sein, dass sie endlich wieder miteinander singen, sich gegenseitig helfen und seit langem wieder ein Gemeinschaftsgefühl erleben. Menschen singen miteinander. Das berührt mich zutiefst!

Es könnte sein, dass die Einschränkung des Flugverkehrs für viele eine Freiheitsberaubung bedeutet und berufliche Einschränkungen mit sich bringt...

  • Es kann aber auch sein, dass die Erde aufatmet, der Himmel an Farbenkraft gewinnt und Kinder in China zum ersten Mal in ihrem Leben den blauen Himmel erblicken. Sieh dir heute selbst den Himmel an, wie ruhig und blau er geworden ist.

Es könnte sein, dass die Schließung von Kindergärten und Schulen für viele Eltern eine immense Herausforderung bedeutet...

  • Es kann aber auch sein, dass viele Kinder seit langem die Chance bekommen, endlich selbst kreativ zu werden, selbstbestimmter zu handeln und langsamer zu machen. Und auch Eltern ihre Kinder auf einer neuen Ebene kennenlernen dürfen.

Es könnte sein, dass unsere Wirtschaft einen ungeheuren Schaden erleidet...

  • Es kann aber auch sein, dass wir endlich erkennen, was wirklich wichtig ist in unserem Leben und dass ständiges Wachstum eine absurde Idee der Konsumgesellschaft ist. Es wurde Zeit zu spüren, wie wenig wir eigentlich tatsächlich brauchen.

Es könnte sein, dass dich das auf irgendeine Art und Weise überfordert...

  • Es kann aber auch sein, dass du spürst, dass in dieser Krise die Chance für einen längst überfälligen Wandel liegt,

  1. der die Erde aufatmen lässt,

  2. die Kinder mit längst vergessenen Werten in Kontakt bringt,

  3. unsere Gesellschaft enorm entschleunigt,

  4. die Geburtsstunde für eine neue Form des Miteinanders sein kann,

  5. der Müllberge zumindest einmal für die nächsten Wochen reduziert,

  6. und uns zeigt, wie schnell die Erde bereit ist, ihre Regeneration einzuläuten, wenn wir Menschen Rücksicht auf sie nehmen und sie wieder atmen lassen.

Wir werden wachgerüttelt, weil wir nicht bereit waren es selbst zu tun. Denn es geht um unsere Zukunft. Es geht um die Zukunft unserer Kinder!

Verfasserin: Tanja Draxler (so glaube ich herausgefunden zu haben)

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Vivian Perez, Radhanath Swami (Author von “Journey Home”) und ich.